Dass Arbeit frei mache, behaupteten zynisch die deutschen Faschisten; zugleich führten sie exemplarisch das Gegenteil ihrer Behauptung vor. Der Arbeitszwang, das Ethos der Arbeit in Deutschland kann seine faschistischen Facetten nur schwer verleugnen. Die Verunglimpfung der freien Zeit, des Gammelns, des Nutzenlosen ist ein Moment der ökonomischen Knechtschaft, in der die Menschen allesamt sich befinden. Die Verweigerung der freien Zeit als nutzenloser Zeit, ist in der Psychologie der Menschen fest verankert. Diese scheinen gänzlich außerstande, sich von einer Nutzen-Funktion zu lösen. Sie können gar nicht mehr nichtarbeiten, das heißt »nutzlos« sein. Sie erdenken sich Tätigkeiten, die ihnen wenigstens die Illusion von Arbeit und Nützlichkeit vermitteln. »Hobbys« sind gleichsam wie illusionäre Zwangsarbeiten zu veranschlagen; sie bewirken zwangsweise Nutzen und schützen vor der Angst von Funktionslosigkeit in der arbeitsfreien Zeit. Insofern verlängert sich die Arbeit in die Freizeit hinein. Das heißt aber auch, dass das Elend, der Fluch der Arbeit, Einlass fand in das Paradies und es letztlich aufhob. (Norbert Hilbig)
Ausstellende Künstler/innen:
Roland Bauer, Kurt Baumfeld, Marc Bertram, Paul Kunofski, Marion Lidolt, Alke Lübs
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